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Steigende Preise drohen: Darum könnte es kommende Saison an E-Bikes mangeln

23. Januar 2021 | Kerstin Dreesen

Noch ist die Auswahl beim Fahrradhändler groß. Das könnte sich aber bald ändern.
(imago images / Panthermedia)Noch ist die Auswahl beim Fahrradhändler groß. Das könnte sich aber bald ändern.

Es ist zwar noch Winter, aber schon in ein paar Wochen startet die Fahrradsaison 2021. Wer sich ein neues E-Bike zulegen will, sollte das jetzt tun. Die Lager der Händler sind leer und Nachschub ist nicht in Sicht. Diese Knappheit könnte die Räder teurer machen.

Der Fahrradboom im vergangenen Jahr hat die Lager der Händler leergeräumt. Der Zweirad-Industrie-Verband schätzt den Mehrverkauf gegenüber anderen Jahren auf rund eine Million Fahrräder. Schon im zurückliegenden Jahr war es schwierig, das passende Rad direkt beim Händler vor Ort zu finden. Oft dauerte es Monate, bis es endlich geliefert werden konnte. Und auch 2021 ist keine Entspannung in Sicht.

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Die Lager sind leer

Die Radläden haben zwar wieder Ware im Haus, doch die ist bereits reserviert. Die Bestellungen bei den Lieferanten sind um ein Drittel gestiegen, doch ob die Produktion da mithalten kann, ist fraglich. Und im Gegensatz zum letzten Jahr gibt es keine Reserven bei den Händlern. Es ist zu befürchten, dass sich das spätestens im Sommer auch auf die Auswahl in den Läden auswirkt.

Die Fahrradhersteller können die Nachfrage auch deshalb nicht zeitnah bedienen, weil bei Rädern eine gewisse Vorlaufzeit notwendig ist. Was jetzt produziert wird, ist bereits verkauft. Ein Beispiel ist das Unternehmen Derby Cycle, zu dem Marken wie Kalkhoff, Focus und Raleigh gehören. In dessen Werk in Cloppenburg werden jeden Tag rund 1.000 bis 1.400 Bikes hergestellt, die aber bereits im Vorjahr mit einer individuellen Konfiguration von den Händlern bestellt wurden. Derby Cycle plant zwar immer einen Puffer gegenüber der bestellten Ware ein, doch der war 2020 irgendwann aufgebraucht.

Umsatzsteigerungen von 30 Prozent und mehr

Hinzu kam ein weiteres Problem: Vor 2020 waren die Verkaufszahlen stetig gesunken. Zwar gaben vor allem die E-Bike-Käufer immer mehr Geld pro Fahrrad aus, doch die Anzahl der abgesetzten Fahrräder sank auf rund vier Millionen jährlich. Im vergangenen Jahr bewegte man sich plötzlich wieder auf dem Niveau der 90er-Jahre, wo es fünf Millionen waren. Auf diesen Boom konnten nur Hersteller wie Canyon gut reagieren, die ihre Räder direkt an die Kunden verkaufen. Hier stieg der Umsatz 2020 um mehr als 30 Prozent.

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Auch bei den E-Bikes von Kalkhoff liegen die Vorbestellungen für 2021 um ein Drittel höher als im letzten Jahr. Der Hersteller könnte seine Produktion zwar ebenso erhöhen, aber es mangelt an Einzelteilen, die aus Asien und Südeuropa kommen – die Lieferungen stocken. Shimano beispielsweise braucht mindestens ein Jahr, um Kapazitäten zu erweitern.

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Notwendige Teile kommen nicht rechtzeitig aus China

Vor 2022 ist diesbezüglich also keine Besserung zu erwarten – und das hat Folgen. Denn mit weniger Angebot bei gleichbleibend hoher Nachfrage werden die Preise steigen. Knappe Güter sind zwangsläufig teurer. Und auch die Preise für die Verschiffung aus Asien werden immer teurer, denn die Container sind über Wochen ausgebucht. Von Januar bis Dezember 2020 verfünffachten sich die Kosten für Seefracht von Shanghai nach Hamburg in einem 40 Fuß großen Container. Einige Unternehmen sind daher schon auf Luftfracht umgestiegen und mussten deshalb die Preise ihrer Modelle nach oben korrigieren. Dafür konnten sie aber zumindest pünktlich liefern.

Wahrscheinlich ist das Ende der Fahnenstange noch längst nicht erreicht. Wer im Sommer mit einem neuen Rad unterwegs sein will, sollte sich deshalb bereits jetzt darum kümmern. Das spart Zeit und Geld.

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